Wenn Du in einem Management Workshop hörst.…´ach das ist ja esoterisches Zeug´ was denkst du dann? Was könnte jemand denken, der (meistens: DER und nicht DIE) das ausspricht? Zum Beispiel: das ist ja unwissenschaftlich, nicht bewiesen; oder: das ist jetzt etwas sehr Intimes, oder: das geht zu weit, oder: das verlässt den Kontext des Geschäftlichen, des Rationalen, oder: der Nutzen ist völlig unverständlich.…
Esoterik (von altgriechisch esōterikós ‚innerlich‘, dem inneren Bereich zugehörig‘) ist in der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs eine philosophische Lehre, die nur für einen begrenzten „inneren“ Personenkreis zugänglich ist, Andere traditionelle Wortbedeutungen beziehen sich auf einen inneren, spirituellen Erkenntnisweg, etwa synonym mit Mystik, oder auf ein „höheres“, „absolutes“ Wissen. Also entweder ist Esoterik eine Art ´Geheimlehre´ oder sie erschliesst sich nur wenigen ´Eingeweihten´. Im Kontext von Management wird Esoterik dagegen recht häufig abwertend als irrational oder ´skurril´ verstanden.
Der Esoterik werden Lebensanschauungen zugeordnet, die darauf beruhen das Kräfte und Einflüsse außerhalb der naturwissenschaftlichen Weltanschauung existieren. Und dies scheint der Kern von Skepsis zu liegen: in Aussagen, in Übungen, in Anweisungen deren Nutzen sich dem Teilnehmer nicht so recht erschliessen wollen.
Zwei Beispiele aus jüngster Vergangenheit – selbst erlebt:
Wir bitten bei einem Workshop die TeilnehmerInnen, in Duos hintereinander zu gehen und den Abstand so zu wählen dass die ´Energie´ der Person vorne spürbar ist. Die hintere Person soll sich dann ganz in das Energiefeld reinbegeben und die beste innere Kraft für das Anliegen der Person vorne widmen. Bei dieser (hier verkürzt dargestellten) Übung erlebt ein Teil die gemeinsame Kraft und ein Teil ist etwas ratlos….
Beispiel 2: Vor einem inhaltlich schwierigen Entscheidungsprozess bitten wir die Runde, sich hinzusetzen und mit einer bestimmten Atemtechnik (ein-Atem anhalten-aus-Atem anhalten) 3–4 Minuten in Stille zu verweilen. Und wieder: manche finden dies eine wundervolle Einstimmung, andere als Zeitverschwendung.
Die einfachen Beispiele zeigen, worum es – aus meiner Sicht – im Kern geht, wenn ´Esoterik´ im Spiel ist. Es geht um Hinweise, Übungen oder Aktivitäten, welche das Feld des rational Bekannten und Gewohnten verlassen. Und: es ist nicht nötig, daran zu glauben, es ist nur hilfreich, sich darauf einzulassen.
Wir verlassen also das gewohnte rationale Spielfeld und begeben uns in das Reich des Ungewissen, oft nicht Erklärbaren. (Dass es auf einer anderen Ebene sehr viel wissenschaftlich fundierte Unersuchungen zum Nutzen von Meditation für Kreativität und Entscheidungskraft gibt, steht auf einem anderen Blatt). Und im Umgang mit diesen Phänomenen geht es in aller Regel darum, sich darauf einzulassen, so ähnlich wie das Sich-einlassen auf das scheinbar rationale 4Felder-Modell eines Beraters….wer glaubt, all diese Modelle entstammen der Welt der rationale Wissenschaft, irrt gewaltig.
Kern der Kritik an ´esoterischen´ Modellen oder Übungen von Beratern ist also meist: was sind meine Gedanken zum Thema Ungewissheit, zum Umgang mit dem Unerwarteten???
Und auf Seiten der Berater ist es ganz wesentlich, einzelne Modell oder Tools nicht zu überhöhen, sondern sorgfältig zu erklären und einzuladen. Dann könnte ein ´esoterisches´ Element eine gute Erfahrung für beide Seiten warden.
Übrigens: lass die beiden Biilder auf Dich wirken – empfindest Du sie als esoterisch??
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